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  • Sibylle Von Burg

(6) Ich bin Blanca, eine Leishmaniose-Hündin (von Dr. med. vet. Ruth Graf)


AUTOR: Dr. med. vet. Ruth Graf

Liebe Hundefreunde,


In diesem Kapitel nun möchte ich mich bemühen, etwas Licht ins Dunkel der Leishmaniosediagnostik zu bringen.


Ich bin eine jener alten Tierärztinnen, die während des Studiums praktisch nichts über Mittelmeerkrankheiten, also auch nichts über Leishmaniose, erfahren hat. Da ich 25 Jahre lang eine eigene Kleintierpraxis in einer Stadt geführt habe, wurde ich dann, eher gegen Ende meiner Praxiszeit, mit Patienten konfrontiert, die entweder durch den Tierschutz aus dem Süden zu uns kamen oder auch mit Hunden, deren Besitzer mit ihnen Ferien in den südlichen Ländern verbracht hatten. Da wurde dann auch Leishmaniose ein Thema.


Zu jener Zeit jedoch (vor 15 Jahren und mehr), kannte man fast ausschliesslich die Titerbestimmungen als Möglichkeit einer Diagnose. Wies so ein Hund also einen „positiven“ Titer gegen Leishmaniose auf, gaben die Tierärzte, falls eine sehr sorgfältige Diagnostik durchgeführt wurde, noch ein grosses Blutbild in Auftrag. Das gab allenfalls Hinweise, ob der betreffende Hund wirklich krank war (Organschaden) oder ob er allenfalls nur Träger der Erreger war. Je nachdem hat man ihm dann das Rheumamittel aus der Humanmedizin „Allopurinol“ in einer mittleren Dosierung verabreicht, und das meistens lebenslänglich.


Als ich dann, nach Praxisverkauf, ein Studium zur Homöopathin absolvierte, wurde ich immer öfter mit schweren, chronischen Krankheiten konfrontiert. Und zu diesen gehört auch Leishmaniose.


Ich begann mich mit grundlegenden Fragen über chronische Krankheiten zu befassen, wie zum Beispiel: Wieviel Diagnostik ist nötig, um eine nützlichen Therapie zu finden, wieviel Chemie wird vertragen und ist unter Umständen auch nötig, ohne dass die schädlichen Nebenwirkungen den positiven Effekt überwiegen, und was kann man unternehmen, um die Nebeneffekte sowohl der Krankheit wie auch der aggressiven Behandlungsformen zu mildern (Organschäden).


Gerade die Geschichte von Blanca ist ein deutliches Beispiel, wie wichtig diese Fragen sind und wie uneinig sich die Fachleute darüber sind, womit so eine Krankheit am besten angegangen wird. Ganz sicher ist jeder Krankheitsfall eine individuelle Erscheinung und sollte auch individuell behandelt werden.

Was die Leishmaniosediagnostik angeht, bin ich gerade im Zusammenhang mit dem „Fall“ Blanca auf so viele Widersprüche und Unklarheiten gestossen, dass ich nun versuchen möchte, ein ganz klein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.


Leider muss ich zugeben, dass ich mit Hilfe von Fachliteratur und mit Hilfe von Auszügen aus dem Internet nicht wirklich Klarheit bekommen habe. Im Gegenteil, die Verwirrung ist gewachsen. Somit dient mir hier das Buch „Leishmaniose beim Hund“, erkennen, verstehen, behandeln, von Angelika Henning als Leitfaden zu diesem Kapitel . Dieses Buch wird zwar weder durch das Leishmanioseforum empfohlen, noch wird es durch die spanische Tierärztin, mit der ich in Kontakt treten durfte, als Ratgeber anerkannt. Das Argument dabei ist, dass dieses Buch ja nicht mal von einer Tierärztin geschrieben wurde, sondern von einer Frau ,die „nur „ spanische Hunde rettet und zu diesem Zweck in Spanien lebt. Aber gerade aus diesem Grund ist das Buch ziemlich verständlich geschrieben und beweist die grosse Erfahrung dieser Frau mit der Krankheit. Und das Buch enthält viele praxisnahe Informationen.


Indem ich mich nach diesem Buch richte, erhebe ich natürlich weder einen Anspruch auf Vollständigkeit, noch einen Anspruch auf Fehlerfreiheit.

Was ich nun zusammenfasse, ist eine selektive Auswahl von Argumenten und Fakten aus diesem Buch, speziell auf Blancas Leishmanioseproblemaik ausgerichtet.

Ich persönlich kann das Buch nur jeder und jedem Besitzer/in eines leishmaniosekranken Hundes wärmstens empfehlen.


Leishmaniose wird durch einen Blutparasiten verursacht, am ehesten noch zu vergleichen mit dem Erreger der Malaria. Der Ueberträger, oder „Vektor“ für diesen Parasiten sind die Sandmücken. Von Region zu Region gibt es verschiedene Leishmaniose-Erreger und sie kommen auch in verschiedener Häufigkeit vor. Daher ist es für die Diagnostik wichtig zu wissen, aus welcher Region der Hund kommt. Sandmücken sind in der Dämmerung bis zum Morgengrauen aktiv und bei 15 bis 28 Grad. Meistens in den Monaten April bis November. Da sie Wälder, Parks, Ställe etc. lieben, kommen sie weniger in Küstennähe vor.


Das ganz Perfide an den Leishmaniose-Erregern ist die Tatsache, dass sie sich das Immunsystem des Wirtes (des Hundes) zunutze machen, um in dessen Blut zu überleben. Die Blutparasiten verstecken sich in den Zellen.

Aufgrund dieser Tatsache entstehen unter den Fachleuten schon die ersten Diskrepanzen bei der Empfehlung, ob man bei der Therapie überhaupt das Immunsystem unterstützen sollte. Dabei sprechen wir hier so quasi von zwei Immunsystemen. Das eine befindet sich in den Zellen, das andere wird ausgelöst durch Hormone. Das „gute“ Immunsystem ist in der Lage, die Leishmaniose-Erreger, die sich in den Zellen verstecken, zu bekämpfen. Das „schlechte“ Immunsystem bildet mit den Leishmaniosee-Erregern zusammen sogenannte Immunkomplexe, die dann die Organe, insbesondere die Nieren, schädigen. Will man also das Immunsystem stärken, muss man sicher sein, dass nur die zelluläre Immunantwort unterstützt wird.


Die Diagnostik nun der Leishmaniose bedient sich also zum einen Teil der Immunantwort des Körpers auf die Infektion mit den Erregern…….das wären dann die sogenannten „Titerbestimmungen“.


Es gibt da den IFAT Test und den ELISA Test.


Beide Testmethoden funktionieren in etwa so, dass die Antikörper gefärbt werden und die Farbreaktion gemessen wird. Diese Messungen sind jedoch anfällig für Laborfehler und die Normalwerte fallen von Labor zu Labor verschieden aus. Die beiden Methoden sind auch nicht vergleichbar.

Die Labore verwenden auch verschiedene Referenzwerte, so dass zum Beispiel bei dem einen Labor der IFAT Test schwach positiv ist, wenn er knapp unter 1:60 ist und beim andern Labor schwach positiv, wenn er unter 1:100 und beim dritten Labor 1:160 ist. Der ELISA Test kann beim einen Labor schwach positiv sein, wenn er knapp unter 12 ist und beim andern Labor knapp unter 1,1.


Eine einmalige Titerbestimmung allein, sagt bei einem positiven Wert nur aus, dass der Hund Kontakt gehabt hat mit dem Leishmaniose-Erreger. Um festzustellen, ob der Hund wirklich krank ist, braucht es weitere Untersuchungen wie ein grosses Blutbild, das aussagt, ob allenfalls eine Blutarmut vorliegt, oder ob die Organe schon geschädigt sind. Mit Hilfe des weissen Blutbildes und der Elektrophoresekurve kann herausgefunden werden, ob die Erreger momentan die Gesundheit des Patienten beeinträchtigen, oder ob sie sich „versteckt“ halten. Die Elektrophoresekurve gibt zusätzlich darüber Auskunft , welcher Teil des Immunsystems zur Zeit aktiv ist.


Mittels mehrfacher Titerbestimmungen kann der Krankheitsverlauf, bzw. der Therapieerfolg einigermassen eingeschätzt werden. Auf alle Fälle sollte gleich zu Beginn auch Tests, alle, im Herkunftsland vorkommende weitere Krankheiten betreffend, stattfinden, wie Ehrlichiose, Rickettsiose, Filariose, Babesiose, Hepatozoonose. Da diese Krankheiten das Immunsystem zusätzlich schwächen, gibt es bei den Tests unter Umständen Kreuzreaktionen und beim Hund ein schlechtes Ansprechen auf die Therapie.


Weitere Möglichkeiten zur Diagnostik sind, neben dem schon erwähnten grossen Blutbild (Auskunft über den Zustand der Organe) und der Elektrophoresekurve (Auskunft über die Aktivität der Leishmanien und ev. der Aktivität des Immunsystems), auch noch die Schnelltests und die direkten Testverfahren.


Während die Schnelltests nur eine Verdachtsdiagnose erlauben, sind die direkten Testverfahren ziemlich sichere Methoden. Beim PCR Test handelt es sich um eine Art DNA Test. Die DNA des Erregers wird aus Rückenmark, Lymphknoten, Tränenflüssigkeit oder Blut des Patienten extrahiert und dient der quantitativen Diagnose (Erreger Aktivität) und auch der zuverlässigen Therapiekontrolle. Der zytologische, oder histologische Nachweis der Erreger ist auch eine sichere Methode, da die Leishmanien direkt mit einer Biopsienadel aus Lymphknoten oder geschwürigen Hautveränderungen extrahiert, gefärbt und mikroskopisch bestimmt werden. Allerdings ist sie nur sicher, wenn die Erreger gefunden werden. Falsch negative Resultate sind möglich, wenn im betreffenden Organ zu wenig Erreger vorhanden sind.


Gemäss internationaler Uebereinkunft teilt man die Leishmanioseerkrankung in 4 Stadien ein. Die äusseren Symptome sind unter Umständen sehr unterschiedlich und können oftmals mit anderen Krankheiten verwechselt werden. Vor allem die Hauptsymptome werden oftmals lange als Ekzeme interpretiert. Dabei gibt es in Europa die rein kutane (die Haut allein betreffende) Leishmaniose gar nicht, sondern es handelt sich immer um die viscerale (die inneren Organe betreffende). Die zusätzlich auftretenden Hautläsionen sind eigentlich nur eine Begleiterscheinung.

In einem weiteren Kapitel möchte ich noch auf die 4 Stufen der Leishmaniose eingehen.


Fortsetzung folgt………

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